7 Klischees über selbstorganisierte Teams und was Sie dazu wissen sollten

selbstorganisierte Teams
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Die Klischees

Sowohl absolute Befürworter:innen als auch Zweifler:innen haben vermeintlich gute Argumente zur Hand warum man die Transformation hin zu einem selbstorganisierten Team wagen oder nicht wagen sollte. Wer sich gerade in das Thema einarbeitet und vielleicht sogar plant, Selbstorganisation im eigenen Team einzuführen, der wird früher oder später auf ein oder mehrere der sieben gängigsten Klischees stoßen. Im schlimmsten Fall wirken sie abschreckend. Im Normalfall werden Sie sich fragen „ist das wirklich so und wie kann das denn dann funktionieren mit der Selbstorganisation?“ Für alle, die gerade überlegen eine selbstorganisierte Arbeitsweise einzuführen, haben wir einmal aufgedeckt, was hinter sieben der gängigsten Annahmen über selbstorganisierte Teams steckt und was das in der Praxis für Sie bedeutet.

Gängige Klischees über selbstorganisierte Teams

  1. Jeder macht alles
  2. Es gibt keine Führungskraft
  3. Selbstorganisation ist gleich Scrum
  4. Das Team kann endlich alles alleine bestimmen
  5. Selbstorganisation führt zu Chaos
  6. Leise Personen gehen unter
  7. Mit Selbstorganisation wird alles besser

1. Jeder macht alles

Im selbstorganisierten Team haben die Teammitglieder mehr Aufgaben als in einer klassischen Konstellation. Je nach Ausprägung, planen alle gemeinsam die Teamziele und Aufgabenverteilung. Dadurch, dass Mitglieder sowohl in operative als auch in Steuerungsthemen involviert sind, kann der Eindruck entstehen, dass jeder alles macht.

In der Praxis ist dem nicht so und das würde auch nicht funktionieren.  In jedem Team gibt es Themen, derer sich nur jemand mit entsprechendem Fachwissen und Erfahrung oder spezifischem Interesse annehmen kann bzw. will.

  • Schaffen Sie eine Struktur, in der Aufgaben flexibler nach Stärken und Auslastung verteilt werden. So stellen Sie eine zielgerichtete und effektive Aufgabenverteilung sicher. Ist dieses Ziel erreicht, wird es nicht passieren, dass im Team jeder alles macht.

2. Es gibt keine Führungskraft

Wenn das Team seine Aufgabenverteilung festlegt, das zugewiesene Budget selbst verplant und auch noch gegenseitig Lob und Kritik übt, dann benötigt es doch keine Führungskraft mehr, oder? Das Thema Führung in selbstorganisierten Teams kann sehr unterschiedlich gehandhabt werden. Fest steht, führungslos sind die Teams nicht. Es gibt weiterhin einen Rahmen, der den Handlungsspielraum der Teams festgelegt. Dieser beinhaltet beispielsweise Budgetvorgaben und Entscheidungsregularien vom Management. Wie groß die Freiheiten des Teams diesbezüglich sind, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Auch kann das Team weiterhin eine Führungskraft haben. Was sich im Kontext selbstorganisierter Teams ändert ist das Führungsverständnis.

  • Neben disziplinarischen Themen, die an Sie herangetragen werden, ist Ihre Rolle als Führungskraft vor allem die eines oder einer Mentor:in. In dieser Rolle begleiten und fördern Sie die Selbstorganisation von außen. Sie unterstützen die richtige Teamzusammensetzung oder coachen die Mitglieder, wenn diese mit der Selbstorganisation überfordert ist.

3. Selbstorganisation ist gleich Scrum

Kanban, Scrum und OKR werden oft in einem Atemzug mit Selbstorganisation genannt. Wer bereits nach Scrum arbeitet, ist auf einem guten Weg in eine selbstorganisierte Arbeitsweise.  Trotzdem ist man nicht allein durch den Einsatz des agilen Frameworks selbstorganisiert.

  • Achten Sie darauf parallel, oder sogar im Vorfeld, weitere Faktoren wie das Führungsverständnis, die Teamstruktur und das passende Mindset zu analysieren und gegebenenfalls neu zu erarbeiten. Nur ganzheitlich angegangen, kann die Selbstorganisation funktionieren.

4. Das Team kann endlich alles alleine bestimmen

Wie bereits in Punkt zwei erwähnt, plant das Team viele der ursprünglichen Führungsaufgaben selbst. Dieses Maß an Selbstbestimmtheit ist erklärtes Ziel der selbstorganisierten Arbeitsweise und gleichzeitig ihr größter Motivationstreiber. Doch bei aller Selbstbestimmtheit gibt es Grenzen, beziehungsweise einen Rahmen, in dem sich die Entscheidungen bewegen können. Dieser Rahmen sind beispielsweise Budgetvorgaben oder die übergeordneten Interessen des Unternehmens.

  • Geben Sie Ihrem Team in einem klar festgelegten Rahmen möglichst viel Entscheidungsfreiheit. Beginnen Sie klein und erweitern Sie den Handlungsspielraum nach und nach.

5. Selbstorganisation führt zu Chaos

Wie in jedem Transformationsprozess, müssen auch auf dem Weg zum selbstorganisierten Team Herausforderungen gemeistert werden. Alle Beteiligten müssen ihre Denkmuster und Verhaltensweisen überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Wenn Mitarbeiter es gewohnt sind, Ziele und Aufgaben delegiert zu bekommen, kann zu viel Entscheidungsfreiheit zu Beginn zu Überforderung führen. Bis sich die neuen Strukturen und Rollen gesetzt haben, läuft es dann unter Umständen nicht ganz rund und vermeintlich chaotisch.   

Desorganisation und auch mal die ein oder andere Fehlentscheidungen sind auf diesem Lernprozess normal. Um ein größeres Chaos zu vermeiden, ist es entscheidend die Arbeitsweise richtig einzuführen.

  • Berücksichtigen Sie, dass die Mitarbeiter sich erst daran gewöhnen müssen eigene Entscheidungen zu treffen. Stemmen Sie die (Lern-)Reise in die Selbstorganisation gemeinsam mit dem Team und entwickeln Sie Schritt für Schritt das passendes Mindset mit. So kann größerem Chaos während der Einführungsphase entgegengewirkt werden.

6. Leise Personen gehen unter

Aus Gruppen- und Teamprojekten kennt man das Phänomen, dass eine Person besonders laut ist und aus der Gruppe heraussticht. Die Meinung zurückhaltender Personen geht oftmals unter. Dieses Verhalten ist in vielen Gruppen beobachtbar und basiert u.a. auf den Erfahrungen, die wir auf unserem Bildungsweg mitnehmen: man wird für Leistung belohnt und will diese Leistung deshalb für alle sichtbar machen. Es können mehrere Maßnahmen ergriffen werden, damit die Gruppe keinen inoffiziellen Anführer oder Anführerin wählt, und die Meinung von allen Mitgliedern gehört und berücksichtigt wird.

  • Machen Sie sich vorab ausreichend Gedanken über die Zusammensetzung der Persönlichkeiten im Team. Regen Sie das (V)erlernen eines entsprechenden Mindsets an. Stellen Sie sicher, dass das Team Regeln für die Zusammenarbeit festlegt und diese regelmäßig reflektiert und anpasst.

7. Mit Selbstorganisation wird alles besser

Das ist nun ein Klischee von dem man hofft, dass es wahr ist. Schaut man sich Artikel zu Selbstorganisation im Unternehmen an, kann man leicht zu dem Schluss kommen, dass diese Arbeitsweise für Unternehmen der einzig wahre Weg ist, um in Zukunft bestehen und erfolgreich sein zu können. Vorteile sind beispielsweise zielgerichtetere Ergebnisse und eine höhere Motivation der Mitarbeiter. Selbstorganisierte Teams bringen viele positive Effekte – im richtigen Kontext und mit der richtigen Umsetzung. Weder ist Selbstorganisation der Schlüssel für alle Probleme, noch ist es eine Standardkonzept, dass sich wahllos auf jedes Unternehmen übertragen lässt.

  • Überlegen Sie welche Ziele Sie mit der Einführung verfolgen und welche Ergebnisse Sie sich davon versprechen. Prüfen Sie inwiefern sich das Konzept der Selbstorganisation für diese Ziele und Ihr Team im Speziellen eignet. Möglicherweise ist es sinnvoll nur einzelne Elemente der Philosophie in Ihrem Unternehmen einzuführen.

Fazit

Auch wenn an den Klischees nur bedingt etwas dran ist: Verstehen Sie sie als Hinweise auf mögliche Probleme, die bei der Transformation hin zur Selbstorganisation auf Sie zukommen können. Mit der richtigen Einführung und individuellen Maßnahmen stellen Sie sicher, dass die Einführung der selbstorganisierten Arbeitsweise ganzheitlich und erfolgreich verläuft.

Gerne unterstützen wir Sie auf diesem Weg. Kontaktieren Sie uns.

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